Marokko ist als Reiseland besonders für seine reiche Kultur, das Atlasgebirge und als Tor zur Sahara-Wüste bekannt. Womit viele vor einem Besuch nicht rechnen, sind die unzähligen Straßenhunde und Katzen, die sich in den Dörfern und Städten des Landes tummeln. Welche Hürden es bei der Adoption von Haustieren in Marokko gibt und wie wir unseren Kater Chilli adoptiert haben, liest du in diesem Beitrag.
Auch, wenn die Kleinen oft niedlich sind und sich zum überwiegenden Teil freundlich verhalten, ist das Leid der Tiere oft groß, da es wenig bis keinen Zugang zu medizinischer Hilfe gibt. Viele der Straßentiere verhungern, werden Misshandelt oder sterben früh an Krankheiten. In den letzten Jahren hat die marokkanische Regierung zudem – besonders vor größeren Medienevents – häufiger systematische Tötungen von Streunern veranlasst.
Wir haben uns während unserer dreimonatigen Marokkoreise häufiger gefragt, was wir als Touristen dagegen tun können. Dabei sind wir auf ein paar Organisationen gestoßen, die sich gegen Tierleid in Marokko engagieren. Darunter auch Morocco Animal Aid, die neben Tiervermittlung auch Straßentiere kastrieren und impfen. Außerdem die Tierschutzorganisation SARA, die ein eigenes Tierheim führt und gerne Spenden für ihre über 1000 zu fütternden Mäuler annimmt
Natürlich haben wir auch über Adoption nachgedacht und waren schnell mit einem Tierheim in Agadir in Kontakt. Damit ein Haustier von Marokko nach Europa einreisen darf, gelten jedoch harte Bestimmungen. Besonders die Tollwutimpfung macht bei einer spontanen Adoption Schwierigkeiten, denn es wird ein Antikörpertest verlangt und bis er gültig ist, dauert es seine Zeit.
Die Tollwutimpfung muss mindestens einen Monat alt sein, bevor der Test durchgeführt werden kann. Anschließend wird die Probe an eine offizielle Stelle in Europa geschickt und kann bis zu sechs Wochen für die Bestätigung benötigen. Nach dieser Bestätigung müssen weitere drei Monate verstreichen, bis das Tier endlich einreisen darf. Insgesamt kann es vom Tag der Impfung bis zum erlaubten Einreisedatum also über fünf Monate dauern.
Ist es also unmöglich einen Hund oder eine Katze aus Marokko zu adoptieren?
Glücklicherweise nicht. Manche Tierheime in Marokko bieten einen Service an, bei dem sie diese Unterlagen bereits besorgt haben und die Tiere sozusagen sofort “Travelready” sind. Das entlastet Reisende enorm, denn wenn man sich mal in eine Fellnase verliebt hat, wird es quasi unerträglich, wenn man sie nicht sofort mitnehmen kann. So war es leider auch bei uns.
Wir retten einen Kater in Marokko
Das strubbelige vier Monate alte Fellbündel, das uns im November auf einem Camping in der Nähe von Fes zulief, hatte natürlich im Leben noch nie eine/n Tierärzt*in gesehen. Und das zeigte sich auch in seinem Zustand. Er war abgemagert, viel zu klein für sein Alter und hatte neben schlimmem Parasitenbefall der bereits so lange anhielt, dass sein gesamter Enddarm entzündet war, auch noch eine Viruskrankheit, die zu Entzündungen in seinem Mäulchen führte. Gleichzeitig sind ihm wegen seiner schlechten Kondition regelmäßig kleine Fellbüschel ausgefallen. Durch die Entzündungen im Mundraum hatte er zu große Schmerzen, um sich selbst zu putzen, was ihm sein strubbeliges Aussehen verlieh.
Wir wussten zwar im ersten Moment nicht, ob wir ihn behalten könnten, aber uns war klar, dass wir ihm helfen mussten. Weil es Sonntag war, hatte keine der Tierkliniken in der Umgebung geöffnet. Also haben wir erstmal eine kleine Probefahrt im Camper unternommen und sieheda – er hat die gesamte Autofahrt einfach verschlafen.
Am nächsten Morgen sind wir zur nächsten Tierärztin gedüst und haben Durchfallmedikament, Parasitenmittel und Antibiotika bekommen. Für die nächsten zwei Wochen war ich fast täglich mit einer befreundeten Tierärztin in Deutschland in Kontakt, um mir etliche Ratschläge und häufig auch beruhigende Worte abzuholen, denn einer Katze Medikamente zu verabreichen, ist kein Kinderspiel. Der Kleine wehrte sich nach Leibeskräften und machte anschließend jedesmal das größte Drama, so dass wir das Durchfallmedikament nach ein paar Tagen absetzen mussten. Glücklicherweise war das nicht allzu schlimm, denn das Parasitenmittel schlug langsam an,wodurch nicht nur der Durchfall, sondern auch seine Entzündungen am Darm zurückgingen.
Mittlerweile war es kurz vor Weihnachten und wir hatten den Kleinen auf den Namen Chilli getauft. Von einem weiteren Tierarzt gab es einen kleinen Katzenausweis und ein niedliches Geschirr mit Mäusen drauf. Zu diesem Zeitpunkt war seine Verfassung bereits so stabil, dass der Tierarzt uns vorschlug, den Kater gegen Tollwut zu impfen. Warum nicht, dachten wir und entschieden uns dafür. Zum Glück! Denn damals hatten wir noch keine Ahnung davon, was für ein langer Prozess vor uns läge, wenn wir uns entscheiden würden, Chilli zu behalten. Und das taten wir kurze Zeit später dann auch.
Für den Adoptionsprozess haben wir uns Hilfe gesucht, damit wir bei der – damals für uns sehr unübersichtlichen – Prozedur keine Fehler machen. Über die Organisation SARA bekamen wir Kontakt zu einer Tierärztin in Agadir. Sie übernahm die Formalien, sendete eine Blutprobe nach Europa und führte außerdem eine Kastration durch. Glücklicherweise war seit der Tollwutipfung bereits ein Monat verstrichen. Da wir ohnehin Pläne hatten, noch weiter nach Süden zu reisen, stellten auch die weiteren vier bis fünf Monate Warten keine große Hürde für uns dar.
Während dem Rest unserer Reise ist Chilli zu einem starken jungen Kater herangewachsen und hat bereits sieben Länder auf dem afrikanischen Kontinent mit uns bereist, bevor wir endlich mit ihm nach Europa durften. Wenn ihr mehr von unseren Abenteuern in Nord- und Westafrika lesen möchtet, dann schaut doch mal bei unseren anderen Reiseberichten vorbei.