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Vanlife Marokko: Unsere Ankunft mit der Fähre in Ceuta

Published on
May 6, 2024

Wir (Theo und Pia) leben seit über einem Jahr im Camper. Zuletzt haben wir in sechs Monaten acht verschiedene Länder in Afrika bereist. Gestartet sind wir in Marokko. Infos zu unserer Fährverbindung und den Herausforderungen vor der Überfahrt findest du unter diesem Link. Im untenstehenden Beitrag berichten wir von unserer Ankunft in Marokko und einem verstörenden Erlebnis, das den Beginn unserer Marokkoreise leider etwas getrübt hat. Beginnen wir aber zunächst mit den erfreulichen Erfahrungen unserer Ankunft.

Alle Dokumente dabei

Wir haben die Fähre von Algeciras in Andalusien in die spanische Exklave Ceuta genommen. Gerade erst von der Fähre runter, werden wir von den spanischen Behörden angehalten und nach Haustieren gefragt. Für Hunde oder Katzen benötigt man nämlich einen offiziellen Tollwut Antikörpertest und ein aktuelles Gesundheitszertifikat der Tierärzt*in, um nach Marokko einzureisen. Eine spanische Polizistin fragt uns freundlich, ob wir über diese Dokumente verfügen. Falls nicht, wolle sie uns die stundenlange Warterei an der Grenze ersparen.

Wir hatten zu der Zeit noch kein Haustier, da wir erst später in der marokkanischen Stadt Fès unseren kleinen Kater Chilli aoptierten. Unsere kroatische Freundin Karo in ihrem teilintegrierten Wohnmobil, mit der wir gemeinsam übergesetzt hatten, war gut vorbereitet und besaß alle notwenigen Dokumente für ihren Hund Olie.

Achtung: Falls ihr mit Haustieren reist, habt die notwenigen Dokumente unbedingt zur Hand. Es kursieren zwar Gerüchte, dass die marokkanischen Behöre es mit der Kontrolle nicht so ernst nehmen. Wir haben sogar ein Pärchen in Marokko getroffen, die sich zuvor nicht ausreichend informiert hatten. Sie waren ohne Nachweis über den Tollwut-Antikörper mit ihrer Schäferhündin durch die marokkanischen Grenzposten gekommen und standen anschließend vor einem sehr großen Problem bei der Rückreise. Die europäischen Behörden überprüfen die Haustierpapiere nämlich sehr penibel. Auf dem Rückweg nach Spanien werdet ihr zweifellos kontrolliert. Sind die Dokumente dann nicht vorhanden, bekommt ihr es mit Quarantäneauflagen für euren Vierbeiner zu tun. Und so einfach nachträglich im Urlaub anfertigen, lässt sich der Nachweis auch nicht. Ein Tollwut-Titer ist nämlich erst drei Monate nach dem Testergebnis gültig, denn theoretisch kann eine vorherige Infektion in dieser Zeitspanne noch ausbrechen.

Hinter der Polizeikontrolle folgen wir den Schildern zur marokkanischen Grenze. Die Fahrt verläuft entlang einer malerischen Mittelmeerstraße, die sich in sanften Windungen an einer Felswand entlangzieht.

Camper rollt von einer Fähre
Unsere Ankunft in Ceuta

Der Grenzübertritt nach Marokko

Wir erreichen die Grenze an einem Samstag gegen 15 Uhr.  Die Schlange ist lang und wir warten etwa vier Stunden auf unsere Abwicklung. Die Prozedur gehört damit zur langwierigsten der sieben Grenzen, die wir bisher in Afrika übertreten haben. Im Allgemeinen ist die Grenze aber sehr gut organisiert und zu anderen Tagen und Uhrzeiten sicherlich deutlich schneller zu schaffen. Aus unserer Sicht ist es aber dennoch sinnvoll, einen gesamten Tag für die Fährfahrt und den Grenzübertritt einzuplanen.

Ganz zu Beginn sprechen wir mit uns entgegenkommenden Reisenden. Sie haben für ihre Ausreise aus Marokko ganze sechs Stunden gebraucht. Seid ihr auf dem Rückweg, lohnt es sich daher wahrscheinlich, einen Tag früher nach Ceuta einzureisen. Nicht, dass euch die Fähre noch vor er Nase wegfährt. Auch in der kleinen Exklave gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnmobile.

An der Grenze kontrollierten die Beamten unsere Dokumente, geben uns ein kleines Zollkärtchen für unser Fahrzeug, das man für die Widerausreise benötigt und fragten nach Alkohol und Drohnen. Die sind in Marokko nämlich verboten, weil er König das so möchte. Wir führen keine Drohne mit uns und zeigen dem Grenzer unsere zugelassene Menge von zwei Flaschen Alkohol pro Person. Er möchte noch in alle Schränke schauen. Anschließend wird ein eher träge anmutender Spürhund durch unseren Camper geschickt und schon sind wir fertig.

Palmengesäumte Küstenstraße von Tankstelle aus fotografiert. Im Hintergrund das Mittelmeer
Die Verbindungsstraße zur Grenze.

Auf der anderen Seite hilft uns ein freundlich engagierter Grenzpolizist eine Internetkarte zu kaufen. Infos zu verschiedenen Internettarifen in Marokko und wie ihr euer Guthaben aufladen könnt, findet ihr hier. Im Laden freuen sie sich über unsere Eurozahlung. Die marokkanische Währung Dirham wollen wir am nächsten Tag am Geldautomaten abheben. Für gewöhnlich ist der Kurs dann besser als beim Tauschen.  

Anschließend fahren wir in das nahegelegene Städtchen Tétouan, um uns einen Übernachtungsplatz zu suchen. Da es langsam anfängt zu dämmern, entscheiden wir uns für einen asphaltierten Stellplatz an der Mittelmeerpromenade von Tétouan.

Aufgeregt aber erschöpft wollen wir uns noch auf einen abendlichen Strandspaziergang begeben, der jedoch jäh von einem blendenden Lichtkegel unterbrochen wird. Nachts in Marokko am Strand: ist nicht! Im gesamten Norden werden die Strände von Militärposten patrouilliert und nach Sonnenuntergang ist er Aufenthalt dort mit wenigen Ausnahmen untersagt.

Schöner Sonnenuntergang am Menschenleeren Strand
Nach Sonnenuntergang siehst du im Norden niemanden mehr am Strand.

Der erste Tag in Marokko – Eine unangenehme Begegnung

Am nächsten Morgen gaben wir dem Parkplatzwächter in Tètouan ein paar Euro und liefen hochmotiviert den ersten Bankautomaten an, um uns mit marokkanischen Dirham einzudecken. Doch keine unserer drei Kreditkarten wollte funktionieren. Nach mehreren Schweißausbrüchen, hilfsbereiten Locals und drei verschiedenen Geräten, konnte Pia dann schließlich mit ihrer EC-Karte etwas Geld abheben. Nun sollte unser Abenteuer aber so richtig losgehen. Wie abenteuerlich dieser Tag noch werden würde, wurde uns kurz darauf bewusst.

Der Morgen startet ganz friedlich

Zurück an den Fahrzeugen setzten wir uns an die Spitze unserer kleinen Kolone und begeben uns wieder auf den Weg in Richtung Norden. Wir nehmen die Verbindungsstraße nach Tangier, da wir dort mit einem Bekannten verabredet sind.

Doch plötzlich fällt unsere Freundin Karo zurück und wir beobachten im Rückspiegel, wie sie mit ihrem Wohnmobil Schlangenlinien auf dem Asphalt zieht. Was ist da wohl los? Hinter dem nächsten Kreisverkehr halten wir an, um zu warten. Doch der einzige Blick, den wir auf Karo erhaschen ist, wie sie wild gestikulierend und panisch nach hinten schauend einen rasanten Schlenker im Kreisverkehr zieht und zurückdüst. Was hat sie denn bloß, fragen wir uns und versuchen sie übers Telefon zu erreichen. „THERE IS SOMEONE ON MY ROOF“ schreit sie: „THEY ARE BREAKING MY WINDOWS. I´M TRYING TO GET RID OF THEM.”

Später erzählt sie uns, wie Passant*innen gestikuliert haben, um sie auf den Mitfahrer aufmerksam zu machen. Als sie sich umdrehte, konnte sie nur einen Arm erkennen, der in einem roten T-Shirt und ihrem Dachfenster steckte. Daraufhin habe sie versucht den Angreifer abzuschütteln. Mit Schlangenlinien zweifelsfrei nicht die sicherste Idee aber dennoch effektiv. Der Junge hastete zur Heckleiter ihres Wohnmobils und sprang ungefähr auf der Hälfte ab. Er sei gefallen, anschließend aber direkt weitergerannt. „So eine Situation kannte ich bisher nur aus Filmen“, beschreibt Theo das Ganze später unserer Familie. So eine Erfahrung und das gleich am ersten Tag hat uns natürlich etwas verunsichert. Zum Glück ist es aber quasi bei diesem einen Erlebnis geblieben. Die restlichen drei Monate, die wir in Marokko verbrachten, konnten wir ein wunderschönes und sicheres Land mit unglaublich hilfsbereiten und großzügigen Einwohner*innen kennenlernen.